Schauplatzl: Adel & Ritter in Eugendorf: über die Herren von Kalham
13.05.2024
Allgemein, Kultur & Brauchtum, News aus Eugendorf, Sport & Freizeit, Bankerl in Eugendorf, Schauplatzl Eugendorf
13.05.2024
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Es war zwischen 1050 und 1250 – damals wurde Eugendorf noch „Jupindorf“ bzw. „Jubindorf“ nach dem Oberhaupt der Siedlungsgruppe Juvino genannt – als sich Adelsgeschlechter in der Ortschaft ansiedelten. Darunter auch die sogenannten „Kalhamer“, eine bedeutsame Dienstmannschaft des damaligen Erzbischofs.
Nachdem ab 1100 die Bevölkerung in Eugendorf durch die Ansiedelung der Adelsgeschlechter immer größer wurde, teilte man den Ort in Sprengel auf. Etwa zu dieser Zeit dürfte auch das Eugendorfer Gericht entstanden sein, über das die Kalhamer rund 200 Jahre lang die Gerichtsrechte ausübten. Sogar Todesurteile wurden ausgesprochen, aber nicht vollstreckt. Die Hinrichtungen fanden in der Stadt Salzburg statt. Dennoch gab es im Ort einen Gerichtsplatz, der sich im Ortszentrum etwa unter der heutigen Kirchenstiege befunden haben dürfte. 1326 hat sich Erzbischof Friedrich III. abgesichert, indem er mit Konrad von Kalham eine Vereinbarung traf: Konrad und seine Erben durften niemand anderem als dem Erzstift veräußern, und das zu einem „billigen Preis“. Der Erzbischof sicherte sich so ein Vorkaufsrecht bei den Kalhamer Gütern. 1333 kam es schließlich zur Ablöse des Kalhamer Gerichtes durch den Erzbischof für 150 Pfund Salzburger Pfenninge – ein paar Jahre später starb das Kalhamer Rittergeschlecht schließlich aus.
Wenn du nun hier auf der Wippliege sitzt und in Richtung Eugendorf hinunterblickst, befinden sich im Waldstück unterhalb links von dir – etwa 300 Meter Luftlinie – die kaum mehr vorhandenen Überreste der Burg Altenkalham, welche sich hier in Reiterhausen um 1170 befand.
Ebenfalls von deinem Platz auf der Wippliege aus gesehen rechts, in etwas weniger als zwei Kilometer Luftlinie entfernt, wurde 1269 die neue Burg bei Hofkalham (heute Burgstall) unter dem Namen Burg Hohenkalham bzw. Neukalham errichtet. Sie befindet sich beim Übergang von der Reitbergstraße in die Schwaighofenstraße Richtung Schwaighofen Berg, ebenfalls in einem kleinen Waldstück. Diese Burg existierte aber nicht lange – ihre Zerstörung ging mit dem Niedergang des einst guten Rufes der Kalhamer einher. Aber wie kam es dazu, dass die beim Erzbischof angesehene, mächtige Dienstmannschaft der Kalhamer mit ihren beeindruckenden Besitztümern ihren guten Stand verlor? Ausgangspunkt war die Nähe zu den Tannern, die in Henndorf ihren Sitz hatten und sich dem Erzbischof nicht unterordnen wollten – diese Haltung gegen die kirchliche Obrigkeit setzte sich auch wiederholt bei den Kalhamern durch. Ihnen wurde auch Raubrittertum nachgesagt – allerdings wird angenommen, dass diese „Treulosigkeit“ eher als eine Art politischen Protests und Widerstand gegen den Erzbischof und die geistliche Führung verstanden werden kann, als aufgrund von Besitzgier.
Um 1269 waren die Brüder Kuno, Konrad und Heinrich von Kalham also als „Raubritter“ auf Beutezügen gegen den Erzbischof und errichteten oben genannte Burg Hohenkalham – ganz ohne den „Segen“ des Bischofs. 1275 wurde Hohenkalham und die „Treulosen“ von Erzbischof Friedrich II. von Walchen belagert und die Neu-Kalhamer Burg schließlich vollständig zerstört. Heinrich, Kuno und Konrad wurden fortan geächtet, ihre Besitztümer wurden ihnen genommen. Heinrich von Kalham gab 1299 als letzter noch lebender Bruder schließlich auch die Gerichtsrechte an den Erzbischof ab.
1973 fanden bei der Burgruine Hohenkalham bzw. Neukalham bei Burgstall Ausgrabungen statt – und es kamen interessante Funde zum Vorschein, unter anderem ein gotischer Schlüssel, Messer-, Glas- und Keramikreste sowie Armbrustbolzen. Besonders bemerkenswert ist allerdings die Tatsache, dass der genaue Standort der Burg und ihre Ringmauerteile überhaupt eruiert werden konnte, denn die Stelle ist heute mit Gestrüpp überwachsen und von hohen Bäumen umgeben. Seit 2016 steht die Burgruine unter Denkmalschutz.
Neben den Herren von Kalham gab es noch vier weitere Adelsgeschlechter in Eugendorf: Die Ritter von Unzing, die Ritter von Mühlberg, die Herren von Kirchberg (bzw. die Kirchberger) und die Ritter von Knutzing. Interessantes aus damaliger Zeit kann noch heute entdeckt werden: Das Langhaus der heutigen Filialkirche zum Hl. Jakobus in Unzing war beispielsweite ein Ritter-Wohnturm der Unzinger Ritter. Wenn du die Kirche besuchst, kannst du feststellen, dass die Wände des Langhauses besonders stark sind und nur zwei kleine Maueröffnungen als Fenster dienen.
Am Kirchberg gab ein einst laut Überlieferung ein Schloss in der Nähe der heutigen Kirche. In die Außenseite der Filialkirche Kirchberg ist ein liegender Reliefstein mit einem Römerkopf eingemauert – du kannst ihn noch heute erkennen, die Abbildung wird der „Steinerne Mann“ genannt. Und das aus gutem Grund: Sie soll an einen Ritter von Kirchberg erinnern, der gemeinsam mit seiner Ehefrau wegen abscheulicher Verbrechen eingegraben worden sein soll – laut Sage bei lebendigem Leib.
Autorin: Martina Zweibaum